Kooperationen als Erfolgsfaktor für die KI-Nutzung bei KMU
1. Einführung
Durch die rasante Entwicklung der digitalen Welt und den Durchbruch von KI-Modellen wie ChatGPT ist Künstliche Intelligenz (KI) zum festen Bestandteil unseres Lebens geworden. KI ist heute nicht mehr ausschließlich ein Thema für große Konzerne. Laut einer aktuellen Studie setzen bereits 10 % der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland KI [1]. Viele weitere Unternehmen bekunden Interesse und erkennen erste Chancen, stehen jedoch vor der Herausforderung, dass ihnen die notwendigen Kompetenzen fehlen, um KI-Projekte eigenständig zu realisieren [2].
Dabei sehen sich KMU häufig spezifischen Hindernissen gegenüber, wie etwa begrenzten Budgets, fehlendem Fachwissen und unzureichender Infrastruktur. Eine vielversprechende Lösung liegt in strategischen Kooperationen. Durch die Zusammenarbeit mit Technologieanbietern, Forschungsinstitutionen oder digitalen Plattformen können KMU Zugang zu KI-Technologien erhalten und diese erfolgreich einsetzen.
Dieser Leitfaden zeigt, warum Kooperationen essenziell sind, welche Vorteile sie bieten und wie KMU die Herausforderungen der KI-Einführung meistern können.
2. Vorteile von KI für KMU
KI bietet KMU viele Vorteile, um ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben wie der Dateneingabe, der Terminplanung oder der Bearbeitung von Kundenanfragen kann KI die Mitarbeitenden entlasten und gleichzeitig die Fehlerquote verringern, die bei manuellen Tätigkeiten häufig auftritt [3].
Außerdem könnte KI potenziell zur Kostensenkung beitragen, etwa durch die Optimierung von Geschäftsprozessen oder durch präzisere Prognosen, die eine effizientere Lagerverwaltung und gezieltere Einkaufsentscheidungen ermöglichen[4].
KI kann Wettbewerbsvorteile verschaffen, indem zum Beispiel tiefere Einblicke in das Kundenverhalten und die Bedürfnisse der Kunden gewonnen werden können. So könnte KI historische Verkaufsdaten auswerten und zudem externe Faktoren oder das Verhalten der Kundschaft in die Prognosen einfließen lassen, um zukünftige Marktentwicklungen noch präziser vorherzusagen [4].
3. Herausforderungen bei der Einführung von KI für KMU
KMU stehen bei der Einführung von KI vor mehreren Herausforderungen. Eine der größten Hürden sind die begrenzten Ressourcen. Viele KMU haben nicht die finanziellen, um KI-Lösungen selbst zu entwickeln oder zu implementieren. Dadurch wird der Einstieg in die KI-Technologie für viele Unternehmen erschwert.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an Fachkräften. Oft fehlt es an internem Know-how, und Experten im Unternehmen, die für die Einführung und Wartung von KI-Systemen erforderlich sind.
Darüber hinaus stellt die Datenqualität eine bedeutende Herausforderung dar. KI benötigt große Mengen an qualitativ hochwertigen, strukturierten Daten. Viele KMU verfügen jedoch nicht über die erforderliche Infrastruktur, um diese Daten effizient zu sammeln, zu speichern und zu verarbeiten. Zusätzlich müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie alle Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen einhalten, was zusätzliche Komplexität mit sich bringt [5, 6].
4. Kooperation als Lösung: Vorteile von Partnerschaften
Kooperationen mit größeren Akteuren der Branche bieten KMU zahlreiche Vorteile. Sie erhalten Zugang zu Fachwissen und technischen Ressourcen, die sie möglicherweise selbst nicht besitzen [7]
Ein wesentlicher Vorteil ist der Zugang zu Expertenwissen. Durch Partnerschaften mit Technologieanbietern, Universitäten oder spezialisierten Plattformen können KMU von der Expertise dieser Partner profitieren, wenn das nötige Fachwissen intern nicht vorhanden ist [8]. Auch der Zugang zu etablierter Infrastruktur stellt einen wichtigen Vorteil dar.
Die Nutzung bestehender KI-Lösungen und Kooperationen mit erfahrenen Partnern können vorteilhaft sein, um hohe Entwicklungskosten zu vermeiden und gleichzeitig das Risiko von Fehlern oder Fehlinvestitionen zu verringern.
Die schnelle Implementierung von vorgefertigten KI-Lösungen externer Partner stellt für KMU einen großen Vorteil dar. Zum einen wird wertvolle Zeit gespart, die stattdessen auf das Kerngeschäft konzentriert werden kann. Zum anderen lassen sich solche fertigen Module oft an spezifische Bedürfnisse anpassen, wodurch eine flexible Reaktion auf sich ändernde Marktbedingungen möglich ist [8].
Ein wichtiges Argument ist zudem die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen und Compliance-Vorgaben eine wichtige Rolle. Externe Partner, die Erfahrung im Umgang mit sensiblen Daten und den geltenden gesetzlichen Anforderungen haben, können KMU dabei unterstützen, sicherzustellen, dass alle relevanten Vorschriften eingehalten werden und rechtliche Risiken vermieden werden [9].
Abbildung 1: Vorteile der Zusammenarbeit zur KI-Implementierung und -Nutzung
5. Handlungsempfehlungen für erfolgreiche Kooperationen
Um die Vorteile von Kooperationen zu maximieren, sollten KMU einige Schlüsselaspekte beachten:
- Klare Ziele setzen: Definieren Sie Ihre Anforderungen und Ziele klar, bevor Sie einen Anbieter wählen. Überlegen Sie, welche Prozesse durch KI verbessert werden sollen und welche Ergebnisse Sie erwarten
- Kompetenz des Dienstleisters prüfen: Wählen Sie einen Anbieter mit nachweislicher Erfahrung in Ihrer Branche. Achten Sie auf Referenzen und Fallstudien, um sicherzustellen, dass der Dienstleister Ihre Anforderungen erfüllen kann
- Kostenmanagement: Klären Sie die Kostenstruktur im Voraus und stellen Sie sicher, dass der Vertrag klare Leistungsbeschreibungen enthält, um unerwartete Ausgaben zu vermeiden
- Langfristige Kooperationen: KI-Lösungen entwickeln sich weiter. Wählen Sie einen Anbieter, der auch langfristige Unterstützung bietet und die Lösung regelmäßig anpasst
- Regelmäßige Kommunikation: Stellen Sie sicher, dass klare Kommunikationskanäle und regelmäßige Feedback-Sitzungen existieren, um den Fortschritt zu überwachen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen
- Flexibilität und Anpassung: Bleiben Sie flexibel, um Ihre KI-Strategien an neue Gegebenheiten und sich ändernde Anforderungen anzupassen
- Datenschutz und Sicherheit: Achten Sie darauf, dass der Dienstleister alle Datenschutzrichtlinien einhält und Ihre Daten sicher verarbeitet
Quellen
Literatur:
[1] Magalhaes, K., Märkel, C., Papen, M.‑C., & Tenbrock, S, „Digitalisierungsanwendungen und Identifikation von Digitalisierungstrends im Mittelstand (Nr. 495),“ WIK – Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH, 2022. Zugriff am: 29. August 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.wik.org/fileadmin/user_upload/Unternehmen/Veroeffentlichungen/Diskus/2022/WIK_Diskussionsbeitrag_Nr_495.pdf
[2] B. Sullivan-Taylor und L. Branicki, „Creating resilient SMEs: why one size might not fit all,“ International Journal of Production Research, Jg. 49, Nr. 18, S. 5565–5579, 2011, doi: 10.1080/00207543.2011.563837.
[3] J. Manyika und K. Sneader. „AI, automation, and the future of work: Ten things to solve for.“ Zugriff am: 10. September 2024. [Online.] Verfügbar: https://www.mckinsey.com/featured-insights/future-of-work/ai-automation-and-the-future-of-work-ten-things-to-solve-for
[4] T. Davenport und R. Ronanki. „Artificial Intelligence for the Real World: Don’t start with moon shots.“ Zugriff am: 10. September 2024. [Online.] Verfügbar: https://hbr.org/2018/01/artificial-intelligence-for-the-real-world
[5] Plattform Lernende Systeme, „Von Daten zu Wertschöpfung: Potenziale von daten- und KI-basierten Wertschöpfungsnetzwerken,“ Frankfurt, 2020. Zugriff am: 10. November 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.plattform-lernende-systeme.de/files/Downloads/Publikationen/PLS_Booklet_Datenoekosysteme.pdf
[6] H. Kagermann und J. Winter, „Die zweite Welle der Digitalisierung: Deutschlands Chance: (Wie das Internet der Dinge, Industrie 4.0, autonome Systeme und digitale Geschäftsmodelle die Welt verändern),“ in Deutschland und die Welt 2030. Zugriff am: 10. November 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.plattform-lernende-systeme.de/reden-und-beitraege-newsreader/die-zweite-welle-der-digitalisierung-deutschlands-chance.html
[7] L. Oldemeyer, A. Jede und F. Teuteberg, „Investigation of artificial intelligence in SMEs: a systematic review of the state of the art and the main implementation challenges,“ Manag Rev Q, 2024, doi: 10.1007/s11301-024-00405-4.
[8] R. Wei und C. Pardo, „Artificial intelligence and SMEs: How can B2B SMEs leverage AI platforms to integrate AI technologies?,“ Industrial Marketing Management, Jg. 107, S. 466–483, 2022, doi: 10.1016/j.indmarman.2022.10.008.
[9] G. Žigienė, E. Rybakovas und R. Alzbutas, „Artificial Intelligence Based Commercial Risk Management Framework for SMEs,“ Sustainability, Jg. 11, Nr. 16, S. 4501, 2019, doi: 10.3390/su11164501.
Fazit
Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern können Unternehmen die Vorteile moderner KI-Technologien nutzen, ohne selbst umfangreiche Ressourcen aufbauen zu müssen. Der Zugang zu spezialisiertem Wissen, kosteneffizienten Lösungen und kontinuierlicher Unterstützung ermöglicht es, Geschäftsprozesse zu optimieren, Innovationen voranzutreiben und sich in einem dynamischen Markt erfolgreich zu behaupten. So bleiben Unternehmen nicht nur wettbewerbsfähig, sondern sichern sich auch langfristigen Erfolg in einer zunehmend digitalisierten Welt.
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