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Ein Streifzug durch die Digitalisierung


Im Gespräch: Karsten Sommer über Social Media, Handwerker-Apps, 3D-Druck und innovatives Handwerk

Schaut man auf die Homepage der Glaserei Karsten Sommer, so ist schnell zu erkennen, dass Sommer und sein Team auf Digitalisierung setzen. Neben einem Imagefilm und Kontaktmöglichkeiten über WhatsApp und Facebook gibt es die Möglichkeit Termine online zu vereinbaren. Wir beginnen mit unserem Streifzug durch die Digitalisierung. 

Kleine und mittelständische Unternehmen gelten oft als Nachzügler in Bezug auf Digitalisierung.

„Stimmt!“, sagt Sommer. Bei kleinen Betrieben sei der Nutzen der Digitalisierung nicht immer sichtbar. Dem gegenüber stünde zunächst ein Berg an Arbeit. „Bei uns sieht man sich noch persönlich. Es gibt keinerlei Anlass, flächendeckend zu digitalisieren.“ Betriebsgröße und Alter des Inhabers seien oft entscheidende Größen für die Digitalisierung, so der Glasermeister. Viele digitale Formate seien komplex und erforderten am Anfang viel Energie und Nerven. Daher lautet seine Strategie: Digitalisiere Stück für Stück das, was wirklich Vorteile bringt!

Die Glaserei Sommer kann auf ein bald 75jähriges familiäres Bestehen zurückblicken. Schon Großvater und Vater leiteten den Betrieb. Mittlerweile besteht das Team aus 10 Mitarbeitenden inklusive Auszubildenden. Auch ein Tischlermeister ist neu im Team. In einer so langen Zeitspanne ist die Veränderung durch Digitalisierung spürbar. Kundenbedürfnisse haben sich verändert. Viele Kunden wollen sich heute eine Vorstellung davon machen, wie beispielsweise das neue Duschglas aussieht, das eingebaut wird. Hier hat Sommer eine tolle App-Lösung gefunden und lässt seine Kunden über eine 3D-Modellierung teilhaben. Das kommt gut an!


Ein Digitalisierungsstreifzug

Besonders in den letzten zwei Jahren hat sich viel getan. Neben den veränderten Kundenansprüchen bedurfte es vor allem einer besseren Dokumentation auf der Baustelle.

Ein Erfolg war die Implementierung einer cloudbasierten App, die Fotos von Baustellen systematisch ablegt. Da standard-Handwerker Apps dies für sein Gewerk nicht hergeben, wurde kurzum eine selbstentwickelte Lösung vorgezogen. Seit zwei Jahren können insbesondere die Monteure ihre Arbeit schneller und besser ausführen. „Meine Mitarbeiter haben dies eingefordert“, sagt Sommer und es hat sich gelohnt. Langfristiges Ziel ist es, alle Lieferscheine digital zu dokumentieren.

Gute Erfahrungen macht die Glaserei ebenfalls mit der Würth-App, einem Online Shop für das Handwerk. Doch wer sorgt eigentlich für eine Nachbestellung der Materialien, die es in diesem Onlineshop nicht zu kaufen gibt? Hier bräuchte es eine klügere, anbieter-unabhängige Lösung, findet Sommer.

Innovative Ideen gibt es viele. Sie entstehen im Austausch mit der Handwerkskammer, dem Mittelstand-Digital Zentrum Hamburg, der Innung oder seinem Sohn, der Maschinenbau studiert hat und sich als Sparringspartner für innovative Experimente gern zur Verfügung stellt. So kam zum Beispiel die Idee, sich mit dem 3D Druck zu beschäftigen. Schnell entstanden erste gedruckte Produkte, wie beispielsweise ein Gummipuffer für den Beschlag einer Dusche oder Dichtungen für Glas-Metallhalter.

Sommer musste durch eine harte Schule gehen. „Die CAD Software hat mich ein halbes Jahr Kraft und Nerven gekostet.“, sagt er. Mittlerweile kann er nicht nur die CAD Software bedienen, sondern hat zusammen mit seinem Sohn innerhalb von sechs Monaten eine CNC Fräse eigenständig gebaut. Mit teils selbstgedruckten Teilen, versteht sich. Auch das Zusammenspiel zwischen Software, Motor und dem Material will gelernt sein – aber die beiden Sommers müssen nicht gleich Experten sein. Sie probieren sich aus und bringen immer wieder neue Ideen ins Spiel. Mittlerweile wird die Fräse sogar auf Glas und Schaumstoff losgelassen. Mit jeder selbst realisierten Idee wird die Glaserei ein Stück autarker.

Digitalisierungsstreifzug

Der Streifzug durch die Digitalisierung geht weiter. In der Zukunft sieht Sommer sich und sein Team in einem Spannungsfeld zwischen Digitalisierung und analogem Handwerk. „Wir werden sicherlich weiterhin viel mit den Händen arbeiten. Andererseits wird in 2030 das komplette Auftragsmanagement selbstverständlich digital abgewickelt werden.“ Wichtig sei es auch in Zukunft, seine Mitarbeiter einzubinden, um keinen auf dieser Reise zu verlieren.

Gefiel Ihnen der Streifzug durch die Digitalisierung? Gern vertiefen wir Ihr Wissen, kostenfrei und anbieterneutral. Wir freuen uns über Ihre E-Mail an Handwerk4.0@hwk-hamburg.de